Island #43 Abenteuer Snaefell
Tag 43 unserer Islandreise beginnt wider Erwarten mit gutem Wetter! Wir frühstückten ausgiebig und nutzen die Gelegenheit, unsere Sachen zu trocknen. Als nächstes wollten wir den Snaefell besteigen und fuhren über die 910 bis nach Jökulsá Á Brú. Auf dem Weg mussten wir zwei Furten durchqueren, die jedoch eher harmlos waren und kein Problem darstellten. Trotzdem war es interessant, andere Leute dabei zu beobachten. Die meisten fuhren viel zu schnell und wir machten sie darauf aufmerksam, dass sie ihren Mietwagen so früher oder später versenken würden. Natürlich fragte man sich gegenseitig noch nach den Furten auf dem weiteren Weg und dann schlug jeder seine eigene Richtung ein. Einige Motorradfahrer trockneten an einem Fluss gerade ihre Schuhe, weil das Wasser beim Durchqueren der Furt oben in die Stiefel lief.
An der Abzweigung zur F905 wurde es etwas ruhiger, weil die meisten hier nach Norden das Hochland verlassen, wohingegen wir nach Osten durch fruchtbare Täler und über karge Bergrücken fuhren und schließlich die Brücke in Jökulsá Á Brú überquerten, um weiter in den Süden zu kommen.
In unserer "Adventure Map" von National Geographics aus dem Jahr 2015 war in Adalból eine Tankstelle verzeichnet, an der wir gerne unseren Tank aufgefüllt hätten. Die Tankanzeige stand immerhin schon bei 1/4. Als wir an dem Hof ankamen, sahen wir nichts, was einer Tankstelle gleich kam und ich fragte auf dem Campingplatz nach. Die Frau lachte nur und meinte, dass der Betreiber die Tankstelle bereits vor drei Jahren abgebaut hätte und die nächste ca. 50 km nördlich sei oder eben in Hallomstadur. Wir wollten vorher ja noch auf den Snaefell steigen und rechneten mal die Kilometer nach...
Eigentlich sollte es passen, solange es sich bei der Anfahrt zum Berg nicht um eine extrem schwierige, steile und dementsprechend Diesel-zehrende Strecke handelte.
Gleich nach Adalból mussten wir eine, zunächst ziemlich groß wirkende, Furt überqueren. Jakov lief mal wieder voraus und stellte fest, dass wir das locker packen würden, woraufhin ich hinterher fuhr. Jakov ging gleich noch eine Runde baden und dann folgten wir auf der Piste stetig dem Verlauf des Flusses, den wir noch ein weiteres Mal überqueren mussten. Schließlich erreichten wir wieder asphaltierten Boden und bogen nach wenigen Metern links ab zum Snaefell. Am Beginn dieser ca. 15km langen Straße informierte eine Tafel über die Besteigungsmöglichkeiten und die Regeln des Nationalparks. Außerdem war die Durchfahrt für Nicht-4x4s wieder verboten, was uns ja nicht stören sollte. Wir hatten Hunger und kochten Penne mit Pesto (langsam wird es ein wenig langweilig, aber gut...), tranken einen Kaffee und legten dann die letzten Kilometer zur Snaefellskáli zurück.
Als wir das Auto auf dem Parkplatz vor der Hütte abstellten, kam uns sofort Peter entgegen. Er ist einer der ortsansässigen Ranger und fragte, ob wir auf dem Campingplatz übernachten wollten. Wir wollten nicht, schließlich wartete der Berg noch auf uns und wir fragten nach den aktuellen Bedingungen. Peter war zunächst etwas verwirrt, was wir um die Uhrzeit da wollten, es war ja bereits nach 20:00 Uhr, aber das hielt uns nicht ab. Angeblich sei der Schnee oben sehr weich und knie- bis hüfttief und die Tour dauert normalerweise 6-8 Stunden rauf und runter. Solange man auf dem Weg bleibt befindet man sich auch nur auf Altschneeresten und nicht auf den kleinen Gletscherzungen, die natürlich Spalten aufweisen. Etwas verwundert war ich schon, dass man für 1000hm 3-4 Stunden brauchen soll...
Einen Kilometer von der Hütte entfernt parkten wir das Auto und packten die Rucksäcke für die Tour. Wie immer war ich schwer mit Fotoequipment und Stativ beladen, Jakov nahm noch eine Kleinigkeit zu Essen und den Sturmkocher samt Teebeuteln mit. Da viel Schnee im letzten Viertel der Tour zu erwarten war, wählte ich die schweren, steigeisenfesten, dafür aber auch warmen und vor allem wasserdichten Schuhe. Der Weg führte zunächst in der Ebene über ein paar kleine Bächlein zu einer Abzweigung, wo man links gehen muss. Dann ging es, den gelb angestrichenen Holzpflöcken folgend, stetig bergauf. Die Sonne stand bereits tief und tauchte die Landschaft in ein warmes Licht. Nach einer steinigen Querung führte der Weg ziemlich direkt auf ein großes Steinmännchen zu, das auf einem Sattel stand. Die Uhr stand bei 57 Minuten und 500 hm.
Ich fotografierte den Sonnenuntergang im Norden und den Mond, der über dem Vatnajökull im Süden stand und mit dem Abendhimmel ein gutes Motiv abgab. Nach einer halben Stunde Fotografieren liefen wir weiter. Der Weg wurde für ca. 200 hm recht steil und vor allem war der Untergrund sehr lose, was für weniger trainierte durchaus zum Problem werden könnte. Wir dagegen erreichten schnell das große Firnfeld, das sich bis zum Gipfel zog. Im Gegensatz zu der Beschreibung des Rangers war der Schnee allerdings nicht hüfttief, sondern relativ hart. Man konnte noch sehr gut ohne Steigeisen gehen und somit kamen wir schnell voran. Lediglich im oberen Drittel brachen wir dann regelmäßig durch den Harschdeckel, was das Gehen etwas mühsamer gestaltete.
Nach 2:45 h standen wir auf dem Gipfel des Snaefells (1833m) und verstanden, weshalb dieser Berg so beliebt ist: Die Aussicht reicht vom Hochland im Westen über den riesigen Vatnajökull samt seinen Gletscherflüssen im Süden bis zur Ostküste und dem Meer! Atemberaubend! Zumal wir den Gipfel für uns alleine hatten und der Tiefnebel für eine traumhafte Stimmung sorgte. Wir tranken einen Tee und genossen die Stille, ehe wir den Abstieg über das Firnfeld in Angriff nahmen.
Den Rückweg durch die "Nacht" hatten wir schnell und ohne besondere Vorkommnisse hinter uns gebracht und standen nach 4:45 h wieder am Auto. Wir wollten nach der Tour noch unter dem heißen Wasserfall in Laugarfell baden und fuhren durch dichten Nebel bis zu einem Campingplatz, an dem es zwar zwei Hotpots gab, allerdings keinen heißen Wasserfall. Da es ja erst 6:00 Uhr war, konnten wir noch niemanden fragen und es sah auch eher so aus, als ob man hier etwas zahlen müsste. Das wollten wir nicht und ich schaute im Auto nochmal im Internet nach: Der heiße Wasserfall ist eben nicht in "Laugarfell" sondern in "Laugarvellir", was nördlich des Karáhnjúkar-Stausees liegt. Unsere Tankanzeige leuchtete noch nicht und wir beschlossen, die 40 km noch zu fahren. Den 10l-Reservekanister hatten wir ja schließlich auch noch dabei.
Kurz vor "Laugarvellir" leuchtete die Anzeige dann auf und wir kippten den Reservekanister in den Tank. Jakov wollte zunächst mit Hilfe eines Schlauchs umfüllen, weil man mit dem Kanister nicht nahe genug an den Einfüllstutzen kam, was jedoch nicht so ganz funktionierte. Letztendlich schnitten wir den Boden einer Plastikflasche ab und benutzen diese als Trichter.
Laugarvellir kam uns weniger wie ein Geheimtipp vor, schließlich standen rund acht Fahrzeuge jeglicher Größe auf einem kleinen Parkplatz, um den sich etliche Zelte reihten. Trotzdem war das Bad in dem wirklich heißem Becken ein Genuss und einen natürlichen, heißen Wasserfall erlebt man auch nicht alle Tage.
Schön entspannt übernachteten wir dann, etwas entfernt vom vollem Parkplatz, im Auto.